Was ist die Buchkinder-Werkstatt?

Ein Werkstattraum mit vielen verschiedenen Materialien und Werkzeugen zum Drucken, Schreiben und Buchbinden, einer kleinen Kindergruppe, mit Regeln, einem Werkstattleiter (und anderen Begleitern).

Das Besondere daran ist die Thematik: Bücher.

Aber sind Bücher auch das Ziel oder das Ergebnis?

Mein Anliegen ist: Kindern zuzuhören und ihnen eine Möglichkeit zu geben, sich mitzuteilen.

Die Buchkinder-Werkstatt ist in erster Linie ein freier Raum, der die Kinder auffordert, ihn für sich zu nutzen. Da steht dann erst einmal das große „Was soll ich machen?“ im Raum. Mit Zeit und Geduld darf sich dieses dann wandeln zu der wirklich wichtigen Frage: „Was will ich – hier! – machen?“ Selbst die Antwort darauf gefunden zu haben, öffnet den Weg zur eigenen Kreativität.

Die Buchkinder sind die Einladung an das Kind, sich in Bildern und Worten mitzuteilen. Die Verknüpfung dieser beiden Ausdrucksformen ermöglicht eine gegenseitige Vertiefung: Mit Worten gebe ich meinem Bild eine neue Dimension, mit einem Bild kann ich ausdrücken, wofür Worte nicht ausreichen. Ich spreche hier von einem Lernprozess, denn für Kinder ist dies durchaus ungewohnt, Bilder mit Texten zu versehen. Die Herausforderung dabei ist weniger das Können, als vielmehr das Wollen, sich in etwas Neues, nämlich das Eigene, hinein zu wagen.

Wie am Ende daraus eine Geschichte oder das Konzept eines Buches entsteht, das ist eins der großen Geheimnisse, denen ich mit dieser Werkstatt auf der Spur bin. Soviel kann ich sagen: es erfordert einen eigenen inneren Schritt und es ist so etwas wie ein Stück Weg durch die eigene Person.

Neu für die Kinder ist auch die Form der Bildgestaltung über das Drucken. In der Werkstatt biete ich verschieden aufwendige Formen der Herstellung von Druckformen an, so dass eine Anpassung an das individuelle Vermögen jedes Kindes gegeben ist. Doch bleibt das Drucken immer ein mehrschrittiger Vorgang, der ein gewisses Maß an Geduld, Aufmerksamkeit und Zeit fordert.

Jüngere Kinder kehren dabei oft nach einer anfänglichen Begeisterung erst einmal zum, ihnen vertrauten, Malen mit Stiften zurück und nähern sich in ihrem eigenen Tempo den Drucktechniken an. Dabei spielt das Vorbild der Älteren eine wichtige Rolle.

Ein Buch zu gestalten ist ein unheimlich komplexer Vorgang, bei dem eine Vielzahl von Dingen zu beachten sind. Diese immer wieder in Erinnerung zu bringen und auf ihre Einhaltung zu achten ist eine meiner Aufgaben. Wichtiger noch ist mir, in der Werkstatt immer wieder eine annehmende und wertschätzende Atmosphäre zu schaffen. Diese bildet die Grundvoraussetzung für alle Lernprozesse der Kinder.

Auch in Buchkindergruppen gibt es Gruppendynamiken. Diese spielen für das einzelne Kind durchaus eine bedeutsame Rolle. Zum einen erfährt es Beeinflussung durch andere und beeinflusst wiederum auch selbst. In der Werkstatt erscheinen zwei Dinge wichtig: die Inspiration und Anregung durch die anderen Kinder sowie die Herausforderung zur Konzentration auf das eigene Tun, inmitten der Gruppe. Hier kommt natürlich jedes Kind mit unterschiedlichen Voraussetzungen an, Dinge aufzunehmen und sich abgrenzen zu können. Also ein weiterer Lernprozess, der persönliche Lebenskompetenzen stärkt.

Nicht ohne Grund lautet eine der Buchkinder-Regeln: Jedes Kind braucht seine Zeit!

Fast schon ein Affront gegen unseren Zeitgeist, der alles immer schneller und dringlicher fordert.

Lerne, Fragen zu stellen!

Lerne, auf dich selbst zu hören!

Lerne, dich mitzuteilen und zu zeigen!

Lerne, dir Zeit zu geben!

Lerne, bei dir zu bleiben!

Dies sind die wichtigen Dinge, die ein Kind (nicht nur) in der Buchkinder-Werkstatt erfahren kann. Die Geschichten und Bücher, die dabei (quasi als Nebenprodukt) entstehen, sind das Sahnehäubchen oben drauf.